Von Roger Gehrig
Zwei märchenhafte Gala-Abende des Circus Tajatelli entführten rund 400 begeisterte Zuschauer in eine Welt voller Akrobatik, Jonglage, Komik sowie Zwerge und andere Märchengestalten. Hierzu lud die Zirkus-AG des Max-Born-Gymnasiums mit ihren über 60 beteiligten Schülerinnen und Schülern unter Leitung von Lehrer und MBG-Zirkusdirektor Andreas Krebs am 26. und 27. Februar 2025 jeweils abends in den Musiksaal ein. 2003 fand der erste Gala-Abend der damals 18-köpfigen AG statt. In diesem Jahr präsentierte die Zirkus-AG nun schon die 20. Ausgabe ihres Gala-Abends, der längst zu einer Tradition in der letzten Woche vor den Faschingsferien geworden ist.
Gut gelaunt und bestens vorbereitet zeigten sich alle jungen Artisten und Schauspieler und boten in der Manege, die im vorderen Bühnenbereich des Musiksaals aufgebaut war, ein abwechslungsreich kurzweiliges und bunt unterhaltsames Programm. Mit gereimten und humorvoll angepassten Märchentexten führte Yu-Ssu Yu als Erzählerin das Publikum eloquent durch den Abend. Den Anfang machte dabei das Märchen Schneewittchen, worin Maja Jelica als böse Königin den Zauberspiegel nach ihrer Schönheit befragte. Anschließend heizte Lennard Krüger mit einer beeindruckenden Hockerjonglage dem Saal kräftig zu den rockigen Klängen von Lenny Kravitz ein. Nach einer kunstvollen Stabeinlage von Frida Rückert und Marie Mathes-Schwarz zeigte Linus Heideker sein Können an den Cigar Boxes, wobei er Schnelligkeit und Präzision bewies. Danach leitete Erzählerin Yu-Ssu Yu zu Hänsel (Amelie Bauer) und Gretel (Marie Mathes-Schwarz) über, die das liebevoll von der Klasse 9a unter Anleitung von Kunstlehrerin Frau Hübner gestaltete Lebkuchenhaus der alten Hexe (Frida Rückert) entdeckt hatten. Wie im Märchen nahm die Hexe auch in der Zirkusfassung die beiden Kinder in Gefangenschaft. Nachdem zunächst Hänsel in eine Zauberkiste gesperrt worden war, die von magischen Stäben durchbohrt wurde, konnte die zur Hausarbeit verdonnerte Gretel die Hexe doch noch mithilfe einer Zwangsjacke fangen. Hänsel und Gretel konnten fliehen und nahmen eine kristallne Zauberkugel mit. Und Hexe Frida schaffte es, sich mit akrobatischem Können aus der Jacke zu befreien. Auf ihrer rettenden Flucht trafen Hänsel und Gretel den Jäger (Lias Born), der mit einigen Kartentricks zu beeindrucken wusste.
Doch zurück zu Schneewittchen alias Emma Haug: Begleitet von Queens „Show Must Go on“ steuerte sie mit einer ganzen Einrad- und Hochradgruppe geradewegs auf eine Zwergenhütte zu, schlief dort ein und träumte einen bunten Traum, begleitet von den Poi-Künsten der Zirkusartisten. Derweil erfuhr die böse Königin, dass Schneewittchen lebt und bereitete nach einer unterhaltsamen Hutnummer drei trickreiche Gegenstände (Apfel, Hut und Kamm) vor, um sich Schneewittchens zu entledigen. Eine kurzweilige Marionettenshow folgte, bei der Noelie Knapp, Lena Pilz und Lara Quenzler auch Talent zur Pantomime von schrillen Opernsopränen bewiesen.
Doch Tricks beherrscht auch Rumpelstilzchen Lennard Krüger, begleitet von einer großen Diabolo-Crew! Er rettete gleich mehrmals die Müllerstochter (Marlene Elling) vor dem Tode, die letztlich den langbeinigen König auf Stelzen (Noelie Knapp) heiratete. Alles Spinnen schien dem grünen Männlein Rumpelstilzchen mit einer Leichtigkeit von den Fingern zu gehen: Es feierte nebenbei wilde Hula-Hoop-Partys, temporeiche Tanzeinlagen mit Akrobatik und brachte die Hochzeitsgäste am Ende gar mit Makarena, leuchtenden Stäben, Hebeelementen und Formationen zum Tanzen. Zeit für eine Pause, die von der Debating-AG unter Herrn Sanchez und Herrn Orth stilecht mit Popcorn und Getränken versüßt wurde. Frisch gestärkt eröffneten die sieben Zwerge als Cowboys auf Steckenpferden und mit Line Dance die Manege zum zweiten Teil. Sie trafen dabei auf vier Ganoven (Amber Maguire, Regina Liebhart, Carlotta Schröder, Sophia Wolf), die mit ihren Keulen in atemberaubender Geschwindigkeit jonglieren konnten. Doch jonglieren können auch die Zwerge – und zwar mit ihren eigenen Tellern! Dabei zeigte ein Zwerg (Jannik Herrmann) am Ende sogar, dass auch ein Zwerg alleine sieben Teller auf Stäben balancieren kann, wenn es sein muss. Nach einer Kissenschlacht leitete Erzählerin Yu-Ssu Yu über zu Hänsel und Gretel, die Rapunzel mittlerweile getroffen hatten und ihm mit der Wahrsagerkugel weiterhalfen. Es folgte eine temporeiche Nummer mit Seilspringen – einzeln, in der Gruppe, mit einem Seil, mit zwei Seilen oder auch mit einem kleinen Seil in einem großen Seil springend – die MBG-Zirkusartisten beherrschen dies alles meisterhaft! Doch gleich wurde es wieder ernst, denn Rumpelstilzchen forderte seinen Lohn von der ehemaligen Müllerstochter, die mittlerweile Königin geworden war, für das gesponnene Gold ein: ihr Erstgeborenes. Voller boshafter Vorfreude balancierte Lennard Krüger als Rumpelstilzchen dabei ganz in Grün waghalsig gekonnt auf den Rola-Bola-Brettern. Die Königin bat verzweifelt den Jäger um Hilfe, der daraufhin in eine Massenballjonglage verwickelt wurde. Und dann passierte es: der Jäger verliebte sich in Gretel. Zig bunte Tanzsäcke feierten wie Waldgeister eine wilde Tanzparty. Als Choreograph*innen wirkten dabei Magnus Duttle und Theresa Frank für den Tanz und Romy Höfgen für die Akrobatik maßgeblich mit. Nun folgte eine Einlage mit Devilsticks, die eine elfköpfige Truppe vorführte, bevor Hänsel und die Hexe ihr Können an der Zauberkugel unter Beweis stellten, wobei die Kugel scheinbar, von der Schwerkraft befreit, durch den Raum zu schweben schien. Schneewittchen setzte sich unterdessen gegen die böse Königin durch und wehrte alle Versuche, sich vergiften zu lassen, erfolgreich ab. Und auch ein Gruß an Wilhelm Tell bot sich gegen Ende: Jäger Lias hatte dabei aber keine Chance, den Apfel rechtzeitig vom Kopf Rumpelstilzchens zu schießen, da dieses den Apfel nach und nach verspeiste. Und wie ging das ganze Märchen nun aus? Natürlich mit einem Happy End! Die Hexe bekam das Rumpelstilzchen ab, der Jäger wohnte mit seiner Gretel glücklich im Lebkuchenhaus, die böse Königin eröffnete einen Scherzartikelladen und Schneewittchen gründete mit ihren sieben Zwergen einen Kinderreiterhof im Wilden Westen. „Und wenn sie nicht gestorben sind … dann leben sie noch heute.“ So endete der Abend mit verdient kräftigem Beifall und einem Schlusstanz der Zirkustruppe. Der Stellvertretende Schulleiter Herr Nesper bedankte sich mit Blumen, Worten und Schokolade bei allen Mitwirkenden. Für ein verzauberndes Bühnenbild sorgte während der ganzen Gala die Bühnenbild-AG unter Leitung der beiden Oberstufenschülerinnen Franka Wenzel und Friederike Oberländer. Den starken Sound am Mischpult und eine beeindruckende Beleuchtung verantwortete die Technik-AG unter Leitung von Oberstufenschüler Hendrik Rauh. Neben einer Diskokugel sorgte hier auch Schwarzlicht für besondere Momente und immer wiederkehrende Lichteffekte. In der Maske half Frau Sarizeybek mit einem Maskenbildnerteam für den passenden Teint und bei der Einstudierung unterstützten die beiden Zirkus-Jugendbegleiter Kai Schulz (Abi-Jahrgang 2019) und Magnus Duttle (Abi-Jahrgang 2020) den Zirkusdirektor Herrn Krebs. Man kann schon jetzt gespannt sein auf das kommende Jahr, wenn es wieder traditionell vor Fasching am MBG heißt: „Manege frei!“ Herzlichen Glückwunsch und vielen Dank an alle Beteiligten!