Das Jahr 2025 hatte mit 53 Abiturientinnen und Abiturienten einen kleinen, aber feinen und mit einem Durchschnitt von 2,1 wieder besonders herausragenden Jahrgang am MBG hervorgebraucht, der in der Stadthalle vor Familie und Freunden seine Abiturzeugnisse verliehen bekam.
Nach einem Musikstück von Mel Bonis, das von den Abiturientinnen Julia Ziegler und Sophia Schmidt-Ott unter Begleitung von Herrn Kleesattel aus der Jugendmusikschule vorgetragen wurde, beglückwünschte die Schulleiterin Sonja Conrad den erfolgreichen Jahrgang in einer äußerst lobenden und ermutigenden Rede.
Zunächst griff sie das diesjährige Abimotto „Abios Amigos“ auf, eine Abwandlung einer spanischen Verabschiedung, welche „freundlich, charmant und mit Augenzwinkern“ den Charakter des Abiturjahrgangs recht treffend widerspiegle. Bei so viel Bescheidenheit wolle sie aber dennoch einmal die besonderen Stärken dieses Jahrganges hervorheben, die sich nicht allein in Traumnoten ausdrücken, sondern auch in den persönlichen Leistungen in nicht immer einfachen Zeiten und dem großen sozialen Engagement des Jahrgangs. Sonja Conrad lobte, mit welchem Engagement die Schülerinnen und Schüler nach der Coronapandemie aus Homeschooling, Videokonferenzen, Abstandsregeln und Maskenpflicht wieder zurück in die Schule gekommen wären und dort das Schulleben mit viel Tatkraft wieder zum Leben erweckt hätten. So hatten sich einige SchülerInnen zum Beispiel mit großem Engagement in der SMV engagiert, dort in einer Spendengruppe mit der Organisation eines Spendenballs und eines Weihnachtsbasars neue Maßstäbe gesetzt und die beachtlichen Summen von 8000€ bzw. 1500€ für gute Zwecke eingesammelt. Zuletzt hatte auch gerade dieser Jahrgang sich besonders bei dem im Jahr 2024 durchgeführten Projekt „Schule als Staat“ eingebracht und die beiden hauptverantwortlichen Lehrkräfte ungemein entlastet, nicht nur bei der Organisation und beim Einkauf, sondern auch bei der Programmierung der Apps für das Bezahlsystem und beim Stemmen der technischen Herausforderungen.
- Nicht nur, dass die Schülerinnen und Schüler beim Bewältigen all dieser Aufgaben viel gelernt hätten und sie „krisenerprobt“ wären, es mache ihr auch Mut, betonte die Schulleiterin, dass es in unserer Gesellschaft weitergehen kann, dass Engagement, Gemeinschaftssinn, Kreativität und Mitgestaltung für die Zukunft wichtiger seien als Matheformeln und Gedichtanalysen!
Die Schulleiterin dankte auch den Lehrkräften, die durch ihr Wirken im Vor- oder Hintergrund und durch ihr Engagement ebenfalls zum Erfolg beigetragen hätten, insbesondere dem Oberstufenberater Michael Lindner, der „mit kühlem Kopf und warmen Herz“ den Jahrgang durch alle Untiefen der Organisation gesteuert hätte. Auch die Eltern blieben nicht unerwähnt, die ihre Kinder jahrelang begleitet hätten durch Hausaufgabenkrisen, durch Pubertätsdramen, durch Klausurphasen und Lernblockaden. Sie hätten Pausenbrote geschmiert, motiviert, diskutiert, manchmal ertragen und mitgeschimpft und mitgelernt– und immer geliebt.
„Heute ist auch Ihr Tag“, betonte Sonja Conrad. Sie dürften stolz auf das sein, was ihre Kinder erreicht hätten – und auf das, was sie ihnen mitgegeben und an Unterstützung geboten hätten. Sie wünschte ihnen nun viel Kraft und Optimismus beim Loslassen, denn nun beginne ein neues Kapitel, ein neuer Lebensabschnitt, für den das Abitur nur der Schlüssel sei. Auf die Jugendlichen warteten noch viele Herausforderungen: Demokratie bewahren, Klimakrise bewältigen, Fake News, Hass und Hetze begegnen… In Anbetracht dessen ermutigte Sonja Conrad die Schülerinnen und Schüler, ihre Stimme zu nutzen, laut zu sein, empathisch zu sein, mutig und optimistisch zu sein und für Freiheit, Menschlichkeit und Verantwortungsbereitschaft einzustehen – den Grundpfeilern unserer Gesellschaft. Dabei sollten sie das Vertrauen in sich nie verlieren, auch bei Rückschlägen, und stets daran denken, welche Krisen sie bereits durchgestanden hätten – sie seien als gestärkte Persönlichkeiten daraus hervor gegangen und würden mit diesem Rüstzeug auch kommende Hürden gewiss meistern. Sie wünschte den Abiturientinnen und Abiturienten, dass sie „mit Mut und Neugier in die Welt gehen“, kräftig anpacken, ihre Träume leben und für ihre eigenen Kinder kämpfen sollten und die Schulzeit in guter Erinnerung behalten mögen. Sie schloss mit den Worten von Maya Angelou: „Du wirst vielleicht nicht kontrollieren, welche Musik das Leben spielt, aber du kannst kontrollieren, wie du dazu tanzt!“
„Abios Amigos“ – oder besser: „Auf Wiedersehen!“
Im Anschluss sprach der diesjährige Scheffelpreisträger Luca Giancaterino – seine Rede wird separat abgedruckt.
Bianca Bühler, die Vorsitzende des Elternbeirats, zog in ihrer Rede einen Vergleich zwischen dem ersten Schultag am Max-Born-Gymnasium vor acht Jahren und dem heutigen Tag, dem letzten Schultag – beide Male ein Neuanfang, und doch sei alles anders. Die „Kinder“ seien älter, gereifter und reicher an Erfahrungen – guten wie weniger guten – und hätten nun aus diesen acht Jahren durch die Unterstützung ihrer Lehrer einen „Baukasten“ an Fähigkeiten, Wissen und Kompetenzen mit auf den Weg bekommen, den sie nun bestmöglich nutzen könnten. Auch sie ermutigte die Abiturienten, sich bei Rückschlägen nicht unterkriegen zu lassen, aufzustehen, das „Krönchen zu richten“ und immer weiterzugehen!
Dem schloss sich auch David Whitehead, der Vorsitzende des Fördervereins, an. Er erinnerte sich ebenfalls an einen Tag vor etwa 15 Jahren, als er die ersten stolzen Abiturienten bei der Zeugnisverleihung gesehen habe, die ausgesehen hätten, „als hätten sie schon alles gesehen“. – „Wenn ihr wüsstet!“ würde er ihnen am liebsten zurufen, und zählte in einer launigen Ansprache all die kleinen Hürden des Alltags auf, auf die das Abitur einen nicht vorbereitet – wie z.B. einen Handwerker zu bekommen für eine kleine Reparatur oder eine Rückerstattung von der Deutschen Bahn für eine ausgefallene Reise, die Krankenkassenkarte zum vierten Mal digital anfordern zu müssen, oder einen Dreijährigen auf dem Supermarktparkplatz ins Auto steigen zu lassen, obwohl dessen Herz ein piepsendes Plastikspielzeug begehrt – „wenn der ganze Parkplatz heimlich mithört“… Er schloss mit den Worten: „Das Leben kann so schön sein, aber nicht immer leicht!“ Die Jugendlichen sollten sich die Erinnerungen an die Schulzeit bewahren – vielleicht könnten sie sie noch einmal gebrauchen.
Als letzter Redner trat Oberbürgermeister Maximilian Friedrich ans Rednerpult, der Liselotte Rückert den Geschichtspreis der Stadt Backnang verlieh.
Er lobte ihr Gespür für multiperspektivisches Denken, ihre sprachliche Ausdrucksfähigkeit, ihre reflektierte Geisteshaltung, ihre Bereitschaft, sich weiterzuentwickeln und ihre Hilfsbereitschaft, Verlässlichkeit sowie ihren Humor und forderte: „Wir brauchen Menschen mit Engagement, die sich einbringen, die sich engagieren und differenziert und kritisch denken können!“ Er wünsche sich, dass Liselottes Weg eventuell auch irgendwann ins kommunale Geschehen der Stadt Backnang zurückführen werde. – Denn vielleicht sei die Zeit auch mal reif für eine Oberbürgermeisterin, fügte er augenzwinkernd hinzu.
Anschließend wurden die Zeugnisse und Preise verliehen.
Doch es gab auch noch eine Überraschung zum Schluss: Mit dem Tod von Gustav Born wird der Gustav-Born-Preis unserer Schule zwar nicht mehr von der Stiftung finanziert, dafür sprangen dankenswerterweise die Stadtwerke Backnang ein, die den mit 200€ dotierten Preis großzügig sponserten.
Auch dieser Preis ging an Liselotte Rückert für ihr überdurchschnittliches Engagement für die Schule, sie hatte unter anderem im Mensaausschuss mitgewirkt, saß im Komitee für den Schulhausneubau, hat „Schule als Staat“ mitentwickelt und sich in vielerlei Hinsicht für andere eingesetzt, mitgedacht, ihre Stimme erhoben und dabei kompromissbereit und selbstkritisch unsere Schule mitgeprägt – so begründete Sonja Conrad diese Wahl. Zum Abschied betonte die Direktorin, dass sie Liselotte sehr vermissen werde, dass sie aber sicher sein, dass diese unsere Welt auch an anderer Stelle stets ein Stück besser machen werde!
Zum Abschluss spielte die Abiturientin Ann-Kathrin Kellermann auf dem E-Piano noch ein Stück von Enaudi, bevor die frisch gebackenen Abiturienten die verdienten Glückwünsche von Freunden, Familie und Lehrern entgegennehmen konnten.










