Zur Freude aller konnte dem Abiturjahrgang 2022 das Reifezeugnis – der krönende Abschluss des ersten wichtigen Lebensabschnitts – wieder einmal im feierlichen Rahmen der Stadthalle ausgehändigt werden. Endlich lohnte es sich wieder, für diesen besonderen Anlass in festlicher Garderobe unter den stolzen oder bewundernden Blicken der Familie, der Freunde und der Lehrer auf die Bühne zu treten und für einen kurzen – oder etwas längeren – Moment die volle Aufmerksamkeit und den verdienten Applaus zu ernten! Dies war wirklich ein Spitzenjahrgang und jeder, der es unter den erschwerten Bedingungen bis hierher geschafft hatte, konnte wahrhaftig stolz auf sich sein!
Umrahmt wurde die Zeugnisverleihung durch zum Abimotto „Abiversum – Wir suchen das Weite“ passende Musikstücke, gespielt und gesungen durch ein kleines Orchester aus Abiturientinnen unter der Leitung von Musiklehrer Roger Gehrig.
Die Eröffnungsrede hielt Schulleiterin Sonja Conrad, die den Abitursjahrgang stolz als „Spitzenjahrgang“ hervorhob – allein vier Mal gab es die Traumnote 1,0 – weitere 36 Mal stand eine „1“ vor dem Komma, mehr als die Hälfte des Jahrgangs! Mit einem Durchschnitt von 1,9 waren wirklich alle bisherigen Rekorde gebrochen – und zwar ohne „Coronabonus“!
Unter Bezugnahme auf das von den 68 Abiturientinnen und Abiturienten selbst gewählte Motto vom „Abiversum“, das die jungen Erwachsenen mit diesem Tag verlassen würden, hob Frau Conrad die jahrelange Unterstützung von Eltern und Lehrern hervor, die aus den kleinen Wesen von einst nun eigenständige „Kosmonauten“ gemacht habe, die sich anschickten, das Universum nun selbstständig weiter zu erobern. Sie erinnerte an die vielen Hürden und Schwierigkeiten, die die Eltern mit ihren Kindern schon bewältigt hätten, und den wehmütigen Prozess des Loslassens, und tröstete mit den Worten von Shmi Skywalker: „Du kannst Veränderungen nicht aufhalten, genauso wie du die Sonne nicht daran hindern kannst, unterzugehen…“
Doch betonte die Schulleiterin auch, in welch‘ unsichere Welt die Jugendlichen heute entlassen würden, eine „Vuca world“, voller Unsicherheit, Komplexität und Mehrdeutigkeit, die von ihnen mutig, verantwortungsvoll und nachhaltig gestaltet werden müsse. Sie rief dazu auf, sich nicht von Zukunftsängsten treiben zu lassen, sondern auch die Chancen zu erkennen, die der stetige Wandel mit sich bringe. Zum Beispiel eröffne der Fachkräftemangel unzählige berufliche Möglichkeiten und die Schulzeit habe ihnen – hoffentlich – gezeigt, welche Interessen und Fähigkeiten sie möglicherweise auch abseits der klassischen Schulfächer hätten, wie z.B. als Sanitäter, Zirkusartist, Schauspieler, Debater oder Jugendbegleiter, welche sich nun erfüllend einsetzen ließen. Sie rief die Schülerinnen und Schüler daher dazu auf, sich neuen Herausforderungen mutig zu stellen:
„Heute ist der Zeitpunkt gekommen, an dem Sie selbst entscheiden, welche neue Raumkapsel Sie betreten und wer oder was mit einsteigen wird und wohin Sie fliegen werden.“
Sonja Conrad verwies aber auch auf die Unterstützung, die die jungen Menschen bis zu diesem Zeitpunkt von vielen Seiten erfahren, hätten, nicht nur durch die Eltern und Freunde, sondern eben auch durch ihre Lehrerinnen und Lehrer, sowie ganz besonders ihren Oberstufenberater Herrn Schindele. Sie alle hätten nicht nur unzählige Seiten an Klausuren korrigiert, Prüfungen organisiert und bestmöglich auf das Abitur vorbereitet, sondern auch Halt und Unterstützung in schwierigen Zeiten geboten und manchmal sogar als Motivationshilfe Kekse gebacken.
Doch nun sei der Zeitpunkt des Abschiednehmens gekommen und „wir lassen den Abitursjahrgang 2022 mit Wehmut, aber auch in der Zuversicht gehen, dass die jungen Erwachsenen ihre gelernten Fähig- und Fertigkeiten nutzen werden, um für unsere Gesellschaft und unsere Demokratie einzustehen und ihren persönlichen Lebensweg erfolgreich zu meistern“. Sonja Conrad schloss mit den Worten von Stephen Hawkins:
„Schaut zu den Sternen und nicht hinab auf eure Füße. Seid neugierig, und wie schwer auch immer das Leben scheinen mag, so gibt es doch immer etwas, das ihr tun, worin ihr erfolgreich sein könnt. Es kommt immer darauf an, nicht aufzugeben!“
Im Anschluss hielt als Vertreterin der Schülerschaft Viktoria Reiser, die diesjährige Scheffelpreisträgerin, ihre mit Spannung erwartete Rede. Sie begann mit den Worten: „Ein Mensch, der es versteht, geduldig zu warten, hat ideale Voraussetzungen, um alles zu bekommen.“
Im Anschluss erläuterte sie, dass es in den 12 Schuljahren häufig genug Zeiten gegeben habe, in denen nur geduldiges Warten geholfen habe, dass das Warten allein jedoch nicht den Erfolg gebracht habe, sondern vor allem die Fähigkeit, genug „Eigeninitiative“ zu entwickeln, um sich auch durch schwierigen Stoff zu quälen. Zwar hätte ihr Jahrgang mit dem heutigen Tag bei weitem noch nicht „alles“ erreicht, doch Viktoria drückte ihre Zuversicht aus, dass sich mit Geduld und Eigeninitiative auch zukünftige Hindernisse bewältigen ließen.
Sie betonte, dass neben dem Unterricht vor allem die Arbeitsgemeinschaften und die hier entstandenen Freundschaften für viele SchülerInnen das „Herzstück“ der Schule gewesen seien: „Arbeitsgemeinschaften bedeuten Schulgemeinschaft“. Abschließend galt ihr Dank daher „neben all den Eltern, Großeltern, Verwandten, Freunden und Lehrern“ auch insbesondere den Lehrern, „die sich in AGs für eine gute Zeit und Gemeinschaft neben dem Lernen eingesetzt haben.“
Sie unterstrich diese „Gemeinschaft neben dem Lernen“ mit den Worten Henry Fords: „Zusammenkunft ist ein Anfang. Zusammenhalt ist ein Fortschritt. Zusammenarbeit ist der Erfolg.“
Danach gab es lobende Grußworte von Ralf Schaible, dem Vertreter des Elternbeirates, und Rico Hahn als Vertreter des Fördervereins, bevor der Geschichtspreis der Stadt Backnang als erster Preis des Abends von Bürgermeister Siegfried Janocha an Marlene Reinhardt übergeben wurde.
Ein kleiner Chor aus Abiturientinnen (Friederike Zeller, Emilia Hermann, Anja Müller und Anna-Sophie Schwarz) sang anschließend „Major Tom“, instrumental begleitet von Viktoria Reiser, Lea-Sophie Kellermann, Antonia Schick, Marlene Reinhardt, Lia Pietsch, Elise Übele, Dominik Schmidt-Ott und Leonie Knapp, bevor es endlich an die Übergabe der Reifezeugnisse ging.
Sonja Conrad und Christoph Nesper als stellvertretender Schulleiter hatten an diesem Abend alle Hände voll damit zu tun, bei den unzähligen Preisen für herausragende Leistungen und Belobigungen für Durchschnitte bis 1,9 nicht den Überblick zu verlieren. Unter anhaltendem Applaus wurden alle Abiturienten auf die Bühne gerufen, um sich – verbunden mit den Glückwünschen der Schulleitung – ihr Zeugnis abzuholen.
Einen besonderen Preis hatte sich die Schulleiterin jedoch noch bis zum Schluss aufgehoben: Der Gustav Born-Preis, ein mit 175€ dotierter Preis für herausragende Leistungen und vorbildlichen Einsatz für die Schulgemeinschaft, ging diese Jahr an Felix Knietsch. Er wurde neben seinem hervorragenden Abiturschnitt von 1,1 außerdem für seinen jahrelangen engagierten Einsatz in der Erste Hilfe-AG - die er nicht nur selbstständig leitete, fortwährend vergrößerte, und bei der er die Schule auch bei öffentlichen Veranstaltungen in vorbildlicher Weise durch seinen ehrenamtlichen Einsatz vertreten hatte – geehrt, sondern auch für zahlreiche weitere Veranstaltungen, an denen er für das MBG teilgenommen hatte. Neben weiteren Wettbewerben hatte er z.B. zuletzt zusammen mit Patrice Schmid und Fabio Valente auch einen deutschlandweit ausgeschriebenen FAZ-Wettbewerb zu Zukunftsthemen gewonnen.
Das MBG wird aber nicht nur ihn, sondern den ganzen Jahrgang mit seinen vielfältigen Talenten und Fähigkeiten, mit denen die Schülerinnen und Schüler unser Schulleben bereichert hatten – sei es im Theater, im Zirkus, im Debating, beim Weihnachtskonzert, beim Sport, beim Einsatz der Technik-AG und vielem mehr – vermissen, und wünscht alles Gute im nächsten „Uni-versum“ - oder in welche fremde Galaxie der Weg auch führen mag!