
Dank der Begeisterung für den Fitnesssport und des beherzten Handelns von Sportlehrer Sebastian Marx darf das Max-Born-Gymnasium nun stolz als eines von ganz wenigen Gymnasien in Baden-Württemberg einen modernen, vielseitig nutzbaren Gesundheits- und Fitnessraum sein Eigen nennen. Diese Besonderheit wurde nun auch von Vertretern der Stadt Backnang als Schulträger und den Sponsoren in einer Feierstunde begutachtet und gewürdigt.
Schulleiterin Sonja Conrad begrüßte die Gäste, unter ihnen Oberbürgermeister Maximilian Friedrich, mit einer kleinen Ansprache. Sie verwies zu Beginn auf den Tübinger Sportwissenschaftler Professor Ansgar Thiel, welcher schon seit einigen Jahren rückläufige Tendenzen in Sport und Spiel bei Kindern und Jugendlichen beobachtet. Er warnt von einer "Kultur der Bewegungsarmut, Kultur des Sitzens, wie sie für eine digitalisierte Welt typisch ist." Die Corona-Pandemie habe diesen Bewegungsmangel noch verschärft, was alle am Schulleben Beteiligten hätten beobachten können, bekräftigte die Schulleiterin. Gesundheitsprävention durch Sport und Bewegung sei der Schulleitung sowie den Lehrkräften des MBG daher ein großes Anliegen, weshalb man sich bereits seit einiger Zeit um das Zertifikat „Weiterführende Schule mit Sport- und Bewegungsschwerpunkt“ (WSB) bemüht habe, dessen Voraussetzungen ebenfalls diesen Sommer erreicht sein würden.
Ein Fitnessraum in der Schule trage nicht nur zur sozialen Gerechtigkeit bei, da er allen Schülerinnen und Schülern den kostenlosen Zugang zu einem modernen „Fitnessstudio“ ermögliche, sondern könne auch den Ausfall der Karl-Euerle-Halle durch deren Abriss und Erneuerung ein Stück weit kompensieren. Sie dankte daher allen Beteiligten, die diesen Umbau des „ungeliebten“ Projex (Klassenarbeitsraum) möglich gemacht hätten: Den Sponsoren, dem Förderverein, der Stadt Backnang und ganz besonders Sebastian Marx für sein unermüdliches Engagement. Sie schloss mit den Worten Hermann Hesses: „Damit das Mögliche entsteht, muss immer wieder das Unmögliche versucht werden.“
Nach einem Grußwort des Oberbürgermeisters erläuterte Sportlehrer Sebastian Marx vorab die Entstehungsgeschichte des Raums: Da schon seit einigen Jahren bekannt sei, dass die Karl-Euerle-Halle abgerissen und neu gebaut werden würde, war ebenso lange klar, dass das MBG ca. drei Jahre mit Ausweichhallen würde arbeiten müssen, einige davon verbunden mit langen Anfahrtswegen. Angedacht war daher, den „Projex“ als Ausweichraum zu nutzen und mit Matten zu bestücken. Diese Lösung fand Sportlehrer Marx jedoch wenig befriedigend und er suchte nach sinnvolleren Nutzungsmöglichkeiten, wie z.B. einer Art Umgestaltung zum „Fitnessraum“. Zufällig wurde zu dieser Zeit ein Fitnessstudio in Murrhardt aufgelöst und die Geräte standen zum Verkauf – es gelang ihm, den Kraft-Ausdauer-Zirkel, viele Cardiogeräte und ein Dutzend Spinning Bikes in einer spontanen Aktion von einem Mitinteressenten zu erwerben. Mit der Hilfe von Fördervereinsvorsitzenden Rico Hahn, Eltern, Lehrern und Schülern wurde die schweren Geräte dann an einem verregneten Samstag mit Hilfe eines 7,5 Tonners und zwei Sprintern in die Schule transportiert, aber wegen Corona erst einmal eingelagert.
Sebastian Marx bemühte sich von nun an intensiv darum, die Schmuckstücke auch angemessen unterzubringen. In vielen Stunden Arbeit informierte er sich über passende Böden, zusätzliche Geräte, die Einrichtung und Ausstattung eines Freihantelbereichs und um modernere, „digitale“ Spinning Bikes. Die Wunschliste wurde immer länger und unrealistischer – hätte man denken können! Doch er schrieb ein Konzept, machte 3D-Planungen, erstellte PowerPoints und schrieb verschiedene Backnanger Firmen an. Er hatte Gespräche und Präsentationen mit der AOK Gesundheitskasse, der Geschäftsführerin und dem Vorstand der Stiftung Sport in der Schule und verschiedenen Herstellern von Fitnessgeräten. Auch die Stadt Backnang, die über die Schulleitung involviert worden war, sah den Mehrwert des geplanten Raums und so viel Hartnäckigkeit zahlte sich schließlich aus: Die Finanzierung des Projektes wurde mithilfe zahlreicher Sponsoren [1], der Unterstützung des Fördervereins, des Elternbeirats und der Stadt Backnang, der Bürgerstiftung Backnang, der Stiftung Sport in der Schule sowie der Platzierung unter den besten 10 Projekten Baden-Württembergs bei einem Wettbewerb der Unfallkasse BW möglich gemacht. Das Ergebnis ist ein einmaliger Fitness- und Gesundheitsraum, den so kaum eine Schule in Deutschland vorzuweisen hat: Die Spinning Bikes wurden ersetzt durch digitale Geräte, die sich miteinander verknüpfen lassen. Eine digitale Videowand ermöglicht es, durch virtuelle Landschaften zu fahren, der Kraft-Ausdauer-Zirkel bietet gesundheitsorientiertes Kraft-Ausdauer-Training und auch der Freihantelbereich genügt selbst ambitionierten Ansprüchen im Krafttraining. Eine Delegation des Kultusministeriums, die sich die Digitalisierung an Schulen kürzlich anschaute, staunte nur noch: Sie hätten ja schon viel gesehen, aber so etwas... noch nicht!
Auch die Stiftung Sport war beeindruckt: „Wir erhalten viele Anträge auf Förderung, aber so etwas haben wir noch nicht gesehen!“
Abschließend betonte Sebastian Marx jedoch ausdrücklich, dass dies ohne die Unterstützung und Mithilfe vieler Beteiligter nie möglich gewesen wäre: Es ist ein „wirkliches Schulgemeinschaftsprojekt – Schüler/innen, Lehrer/innen, Eltern, Förderverein – alle haben ihren Beitrag geleistet!“ – Wofür er sich hiermit als „Projektleiter“ noch einmal ausdrücklich bedanken wolle, ganz besonders bei der Schulleitung, die ihm als jungem Sportlehrer das Vertrauen geschenkt, und ihn „einfach mal machen lassen“ habe.
Anschließend führten SchülerInnen der Klassenstufen 5 bis 10 die Nutzungsmöglichkeiten des Fitness- und Gesundheitsraums den Besuchern vor. Während sie live auf den Geräten, den Bikes und im Freihantelbereich trainierten, hatte die Gäste Gelegenheit, den Raum und seine vielseitigen Möglichkeiten selbst in Augenschein zu nehmen.